Neue Skills für «New Leadership»

Business
Future Skills
Jasmin Bissig
Jasmin
vor 1 Jahr

Wir fragen uns, wie erfolgreiche Führung heute funktioniert.

Stellt man sich eine traditionelle Führungsperson vor, hat man jemanden mit viel Autorität vor dem geistigen Auge. jemanden, der/die Entscheidungen trifft, delegiert und kontrolliert. In dieser Vorstellung zieht Hierarchie eine klare Linie zwischen der Führungsperson und den Mitarbeitenden.

Ist das noch zeitgemäss?

Hinter dem trendigen Begriff «New Leadership» steht die Frage, was Team-Führung im digitalen, agilen Zeitalter leisten muss. Von Führungskräften wird heute erwartet, dass sie gut mit Ungewissheit umgehen können, flexibel auf Veränderungen reagieren und diese Fähigkeit auch an ihr Team weitergeben.

Für die Arbeitswelt 4.0 brauchen wir völlig neue, zeitgemäßere Führungsansätze (aka New Leadership). Jetzt und sofort. Denn schlechte Führung kostet – Geld, Zeit und Nerven!

The Darkhorse Blog [1]

Die Zeit der «Held:innen» ist vorbei

Dass eine einzelne Person die Zügel straff in der Hand hält, als allwissende Quelle alle Entscheidungen trifft und dafür Verantwortung übernimmt, ist in der dynamischen, globalisierten und digitalisierten Arbeitswelt von heute fast unmöglich. Oder mindestens hochgradig ungesund (für die Führungsperson, für das Unternehmen und vielleicht sogar für die Welt).

Darum brauchen wir neue, flexible Leadership-Ansätze und Führungspersonen, die es schaffen, Verantwortung im ganzen Team zu verteilen und alle Teammitglieder in ihrer besten, motiviertesten und effizientesten Version zusammenarbeiten zu lassen.

Der deutsche Soziologe Dirk Baecker spricht in diesem Zusammenhang von «Postheroischer Führung»3. Einem Führungsstil, der darauf abzielt, eine Umgebung zu schaffen, in der jeder in der Organisation seine Fähigkeiten und Talente einbringen kann.

Eine postheroische Führungskraft geht davon aus, nicht alles selbst zu wissen und zu können und muss gut mit Ungewissheit umgehen können. Während das einerseits bedeutet, dass ein Teil der Verantwortung und damit des Drucks von den Führungskräften weggenommen und im Team verteilt wird, stellen sich neue Herausforderungen:

Die Welt der postheroischen Führung ist komplex. (...) Sie muss auf Helden verzichten und dennoch immer wieder neu Orientierung schaffen.

Dirk Baecker [3]

In einer komplexen Welt Orientierung zu schaffen, als Vorbild voran zu gehen und Menschen zu ermutigen und zu coachen statt sie zu kontrollieren, heisst, dass Führungskräfte offen auf ihr Team eingehen können. Um diesem neuem Führungsverständnis gerecht zu werden, müssen sie sich und ihre Skills laufend weiterentwickeln können.

Neue Held:innen - #millenialboss

Auf sozialen Medien wie TikTok werden New Leadership-Führungskräfte unter dem Hashtag #millenialboss gefeiert. Vorgesetzte, die der Millenial- und Gen Z-Generationen angehören, werden als einfühlsamer, kreativer und offener dargestellt, als ihre Vorgänger:innen, die Führungspersonen aus der Boomer Generation.

Joël Flaction (26) ist ein Beispiel für einen Millenial-Chef. Er leitet bei dem Tabakunternehmen «Japan Tobacco International» ein Team. Im Interview mit 20 Minuten2 beschreibt er, was ihn als Führungskraft von klassischen Vertreter:innen der letzten Generation unterscheidet: Joël geht davon aus, dass Millennial-Chefs die Gefühlslage der Jüngeren besser einschätzen können und legt ganz im Sinne von New Leadership besonders viel Wert auf Transparenz, Kommunikation und Ehrlichkeit. Ausserdem ist ihm bewusst, wie wertvoll es ist, dass sein Team sich weiterentwickeln kann.

Es gibt nichts Schlimmeres für mich, als wenn junge Personen nicht mehr an sich selbst arbeiten.

Millenial Boss Joël Flaction (26) [2]

Selbstverständlich gilt das nicht nur für das Team, sondern auch für die Teamleads: Sowohl auf fachlicher, wie auch auf persönlicher Ebene müssen sich Führungskräfte heute ständig weiterentwickeln um mithalten zu können.

(New) Leadership braucht Feedback

Rückmeldungen und Einschätzungen von anderen Menschen sind für alle, die sich weiterentwickeln möchten wichtig. Fragt man Joël, sind sowohl wertschätzendes als auch konstruktives Feedback aber besonders für Vertreter:innen der jüngeren Generationen zentral.

Aufgrund ihres häufigen Problems mit ‹Overthinking›, also dem endlosen Überdenken, brauchen Mitarbeitende der Millennial- und Gen Z-Generationen häufiger Feedback, um zu wissen, dass sie einen guten Job machen – man darf sie nicht in der Ungewissheit lassen.

Millenial Boss Joël Flaction (26) [2]

Das bedeutet einerseits, dass Führungskräfte (egal welcher Generation sie angehören), bereit und fähig sein müssen, ihren Mitarbeitenden regelmässig wertvolles Feedback zu geben. Andererseits sollten auch Führungskräfte, die nicht mehr nur auf Mechanismen der Hierarchie und Kontrolle setzen möchten, unbedingt offen sein für Stimmen aus ihrem Team.

Nur so kann das Ziel von New Leadership erreicht werden: Eine unterstützende und kooperative Umgebung zu schaffen, in der alle Mitarbeitenden ermutigt werden, ihre Fähigkeiten und Talente zu entfalten und damit zum Erfolg des Unternehmens beitragen zu können.

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  • [1] Torben Lohmüller (2021), «Warum New Leadership JETZT wichtig ist», The Dark Horse Blog. Abgerufen am 9. März 2023. https://blog.thedarkhorse.de/new-work/new-leadership/warum-new-leadership-jetzt-wichtig-ist/
  • [2] «Mitarbeiter kennen einen Grossteil meines Privatlebens» – so tickt der Millennial-Chef. 20 Minuten online. https://www.20min.ch/story/mitarbeiter-kennen-einen-grossteil-meines-privatlebens-so-tickt-der-millennial-chef-310570888240
  • [3] Dirk Baecker (2012): «Postheroische Führung», in: Sven Grote (2012), «Die Zukunft der Führung», pp.475-490, Springer-Verlag.