Empathie statt Excel

Business
Flavio Carrera
Flavio
vor 2 Jahren

Der Jahresbericht der Bertelsmann Stiftung zeigt: Die Bedeutung überfachlicher Kompetenzen nimmt zu. Immer mehr Unternehmungen legen in der Suche nach neuen Fachkräften Wert auf Skills wie Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit, Selbstständigkeit oder kritisches Denken. Dies bestärkt uns in unserer Vision, Menschen in der Entfaltung ihrer Kompetenzen und ihrer Persönlichkeit zu unterstützen.

Welche Kompetenzen verlangt die Zukunft?

Stell dir vor, du bist Lehrperson an einer Schule und vor dir sitzt eine Schulklasse, bestehend aus Primarschüler:innen und du könntest genau eine Kompetenz auswählen, mit der die Schüler:innen dereinst die Schule verlassen. Welche Kompetenz würdest du wählen?

Das Gedankenexperiment zielt auf eine Frage, die seit ein paar Jahren intensiv diskutiert wird. Welche Kompetenzen werden unsere Kinder künftig benötigen, um sich im Leben und auf dem Arbeitsmarkt behaupten zu können? Worauf sollten Bildungseinrichtungen folglich Wert legen, wenn sie diese Kinder bestmöglich auf diese Zukunft vorbereiten wollen?

Sarah Genner, Expertin für Digitalisierung, ortet

Einige der einflussreichsten Einschätzungen, welche Skills künftig relevant sein werden, stammen von Robotik- und Digitalisierungsexperten. Sie betonen in erster Linie, dass künftige Arbeitskräfte das können müssen, was Maschinen nicht können und somit nicht wegdigitalisiert werden kann.

Sarah Genner [2]

Auf der nachfolgenden Abbildung sind die häufigst genannten Kompetenzen abgebildet, wobei ihre relative Grösse mit der Anzahl Nennungen in den untersuchten Modell korrespondiert:

Schlüsselkompetenzen sind demzufolge Kommunikation, kritisches Denken, Empathie, Selbstreflexion und Kreativität. Die drei meistgenannten Cluster von Kompetenzen sind:

  • Selbstkompetenzen wie Selbstreflexion, Selbststeuerung, Selbstorganisation, Selbstdisziplin, Selbstwirksamkeit;

  • Soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Kollaboration, Kooperation, Teamfähigkeit, Beziehungspflege, soziale Verantwortung, Empathie, Umgang mit Diversität, kulturelles Bewusstsein;

  • Analytisches Denken sowie Problemlösung, kritisches Denken und Kreativität. [2]

Dass die Bedeutung überfachlicher Kompetenzen zunimmt, lässt sich seit vielen Jahren in den Stelleninseraten beobachten, die Unternehmungen ausschreiben:

Der Job-Monitor, ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung, hat mithilfe von künstlicher Intelligenz aus 48 Millionen Stelleninseraten in Deutschland die Kompetenzanforderungen analysiert. Das Fazit ist eindeutig: überfachliche Kompetenzen, oder Soft Skills sind gefragter denn je!

Warum Soft Skills?

Ein wichtiger Grund für die Zunahme der Bedeutung überfachlicher Kompetenzen dürfte sein, dass es diese Kompetenzen sind, in denen sich Menschen von künstlich intelligenten Systemen abheben und somit ihren Platz im Arbeitsmarkt sichern können.

«In Zeiten von Transformation, wie wir sie heute erleben, werden Soft Skills wichtiger. Wenn sich der Arbeitsmarkt und die Gesellschaft verändern, ist Anpassungsfähigkeit etwas sehr Wichtiges.»

Doris Aebi [1]

Der Job-Monitor schlüsselt im Detail auf, welches die am stärksten nachgefragten Kompetenzen sind.

Einer der Haupttreiber für den Wandel in den Anforderungen an künftige Arbeitnehmer:innen ist also die Digitalisierung und im Fokus des Wandels stehen Routinearbeiten. Das bedeutet aber – so Genner – nicht, dass alle Routinearbeiten wegfallen werden.

Verschiedene Prognosen zur Zukunft der Arbeit gehen davon aus, dass Routinearbeiten, bei denen keine Kreativität oder Problemlösungsfähigkeit nötig ist, am schnellsten automatisiert werden. Es gibt jedoch zahlreiche Hinweise darauf, dass viele Routineaufgaben trotz theoretischer Automatisierbarkeit nicht automatisiert werden, weil es sich ökonomisch gesehen nicht lohnt.

Sarah Genner [2]

Was bedeutet das für die Bürger:innen von morgen?

Die Zukunft eines Landes hängt massgeblich davon ab, wie gut es ihm gelingt, seine Bürger:innen auf diese Zukunft vorzubereiten. Diese Aufgabe fällt Bildungseinrichtungen zu. Selbst, wenn die Digitalisierung gesellschaftliche Prognosen erschwert, so lassen sich – auch dank der Digitalisierung – präzise die Anforderungen bestimmen, die der Arbeitsmarkt an Arbeitnehmende stellt. Derzeit sind es die überfachlichen Kompetenzen, die am prominentesten in Stelleninseraten auftauchen, darunter Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken.

Das aktuelle Rezept für den perfekten Mitarbeiter oder die perfekte Mitarbeiterin lautet also: Sie muss nicht nur den Computer bedienen können, sondern auch wissen, welche Möglichkeiten sich damit erschliessen und wie mit anderen Mitarbeitenden umzugehen ist.

[1]

Diese Erkenntnis bestärkt uns von Menon in unserer Vision und treibt uns an.


  • [1] Feug/schm. «Studie Bertelsmann Stiftung - Empathie Statt Excel: Wieso Soft Skills in Krisen so gefragt sind.» Schweizer Radio Und Fernsehen (SRF), 5 Oct. 2022, https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/studie-bertelsmann-stiftung-empathie-statt-excel-wieso-soft-skills-in-krisen-so-gefragt-sind.
  • [2] Soziale Sicherheit, Kompetenzen für das digitale Zeitalter, CHSS, 3|2019, S. 45.