Pflegende optimal auf den Berufseinstieg vorbereiten

Success Stories
Jasmin
vor 1 Jahr

Ein Innocheque Projekt, zusammen mit der Berner Fachhochschule und Praxisbetrieben in der Gesundheitsversorgung

Ausgangslage

Im internationalen Gesundheitswesen herrscht akuter Personalmangel. Dadurch ist die Belastung für die im Beruf verbleibenden Pflegenden sehr hoch, was wiederum zu Ausfällen und Kündigungen aufgrund von Überforderung und Überlastung führen kann. Ein Teufelskreis.

In der Schweiz sind zurzeit 14'800 Pflegestellen unbesetzt.

Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner [1]

Belastungs- und Stressfaktoren zu identifizieren und frühzeitig anzugehen ist besonders schwer, da die Zeit und Ressourcen für den persönlichen Austausch und Feedback sehr knapp sind. Besonders Auszubildende leiden darunter, da sie auf den Austausch mit und Rückmeldungen von ihren Berufsbildenden angewiesen sind.

Lücken in der Ausbildung: Future Skills

Pflegeberufe erfordern eine breite Palette an Fähigkeiten und Kenntnissen: Neben medizinischem Fachwissen und praktischen Fertigkeiten sind auch Fähigkeiten wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit zentral. Ausserdem braucht es im Umgang mit Stress und Verantwortung ein hohes Mass an Selbstkompetenzen wie Resilienz, Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Zuverlässigkeit und Kreativität.

Dass die Austrittsquote besonders bei Berufseinsteiger:innen hoch ist, hängt mit dem sogenannten «Transition Shock» zusammen: Viele frisch qualifizierte Pflegende haben beim Berufseinstieg das Gefühl, dass sie während ihrer Ausbildung nicht ausreichend darauf vorbereitet wurden, was sie im Arbeitsalltag erwartet. Nachholbedarf scheint es vor allem in nicht-fachlichen Kompetenzen zu geben (Golz et al. 2022).

Zeit für Neugier dank Innovationsscheck

Gemeinsam mit Dr. Christoph Golz, Leiter des Innovationsfelds Gesundheitsversorgung und Personalentwicklung an der Berner Fachhochschule (BFH) haben wir uns in das Thema vertieft und die Expedition «Menon Nursing» gestartet. In einer von Innosuisse geförderten Vorstudie haben wir gemeinsam mit der BFH erforscht, wo die Lücken zwischen Erwartungen und Arbeitsalltag besonders gross sind, wie ein digitales Tool dabei helfen kann sie zu schliessen und ob die Nachfrage an einem solchen Tool in der Praxis vorhanden wäre.

Digitales Tool als Kommunikations-Schnittstelle

Die Menon Software wird dafür eingesetzt, Brücken zwischen Lernenden, Praxisort und Schule zu bauen. Feedbacks aus allen Bereichen fliessen im Profil der Auszubildenden zusammen, wo sie in Kombination mit ihrer Selbsteinschätzung eine wertvolle Gesprächsbasis bieten und dabei helfen, individuelle Entwicklungsmassnahmen zu definieren.

Nach einem halben Jahr Bedarfsanalyse mit Interviews, Theorie-Research und Prototyp Testings zeigen erste Resultate der BFH einen hohen bis sehr hohen Bedarf an der Implementierung eines Feedback Tools wie Menon. Führungspersonen im Bildungsbereich betonen, dass die Kommunikation zwischen Auszubildenden, Praxisort und Schule als einseitig und als herausfordernd wahrgenommen wird.

Es wird erwartet, dass die regelmässige Nutzung eines Feedback-Tools zu mehr Rückmeldungen führt. Ausserdem kann gezieltes Feedback eine vertrauensvolle Basis zwischen Auszubildenden und Berufsbildenen fördern, was dabei hilft den «Transition Shock» abzuschwächen und sich positiv auf die Motivation und Leistung von Auszubildenden auswirkt.

Menon soll auch zur Gesundheitsförderung bei den Auszubildenden beitragen, indem sie an ihrer Resilienz im Umgang mit hoher Arbeitsbelastung im Gesundheitswesen arbeiten können. Ausserdem wollen wir einen relevanten Beitrag zur Umsetzung der angenommenen Pflegeinitiative leisten, die aus den zwei Massnahmen der Ausbildungsoffensive und verbesserter Arbeitsbedingungen besteht.

Ausblick

Aktuell wird die Menon Expedition «Nursing» in sechs Praxisbetrieben getestet. Gemeinsam mit der BFH streben wir als nächstes ein innosuisse Projekt an, um das Gelernte aus der Vorstudie in ein Tool umzusetzen, das konkret auf die Anforderungen in der Gesundheitsversorgung abgestimmt ist und Auszubildende in der Pflege dabei unterstützt, mit viel Selbstvertrauen und wichtigen Kompetenzen in den Berufsalltag einzusteigen.

  • [1] SBK-ASI Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner: https://pflegeinitiative.ch/ Abgerufen 22.2.2024.
  • [2] Christoph Golz et al. (2022): «Preparing students to deal with the consequences of the workforce shortage among health professionals: a qualitative approach», in: «BMC Medical Education» /17904/1/s12909-022-03819-4.pdf